Kleine Kürbissuppe auf Reisen: Ein Stockfoto geht um die Welt

Manchmal denke ich, dass ich mich nicht als Stockfotografin eigne. Ich investiere viel Zeit, Mühe und Liebe in fast alle Food-Shootings. Und wenn die Bilder dann fertig bearbeitet sind, habe ich mich manchmal richtig in das Motiv verliebt. Manchmal so sehr, dass ich die Bilder erst gar nicht weggeben möchte ;-) Wenn man so viel Liebe in eine Arbeit hineinsteckt und sich so lange mit etwas beschäftigt, entsteht eine Beziehung zu dem Bild; es wird sozusagen zu meinem "Baby". Diese Beziehung ist bei diesem Suppenmotiv natürlich lange nicht so ausgeprägt wie bei aufwändig selbst gestalteten Motiven wie Macarons, Whoopie Pies oder Mini-Cupcakes mit handgemachter Deko, für die ich allein Stunden mit der Vorbereitung beschäftigt bin.

Ich würde mich auch nie als "Fotoproduzent" bezeichnen, sondern mein kleines Food-Studio eher als "Manufaktur" sehen, die keine Massenproduktion leisten kann/möchte. Deshalb tue ich mich auch so schwer, meine Bilder als "Microstock" zu Cent-Preisen zu verschleudern. Ich teile den Enthusiasmus einiger Microstock-Fotografen nicht, die ihr Bild (meist durch Zufall) als riesige Plakatwerbung für ein großes Unternehmen entdecken und vor Freude ausflippen - auch wenn die Firma für diese Nutzung 33 Cent gezahlt hat.

Doch die Zeiten ändern sich, und gerade in dieser Zeit, wo niemand die Zukunft der Stockfotografie voraussagen kann, möchte ich für alle Vertriebswege offen bleiben. So beliefere ich auch hin und wieder Microstock-Agenturen mit meinen Bildern. Die kleine Serie mit meiner Kürbissuppe  wird also auch über Microstock-Agenturen "verschleudert". Ich habe wie immer die schönsten Zutaten besorgt, die Suppe gekocht, angerichtet und fotografiert. Dann liebevoll bis ins kleinste Detail bearbeitet, in Photoshop alle Fussel weggestempelt, sie verschlagwortet und dem Microstock-Drachen zum Fraß vorgeworfen.

Vorher haben wir die Suppe natürlich gegessen, denn sie war köstlich. Kürbis, Orange, Ingwer, ein wenig Zimt und Kürbiskernöl. Ich hatte das folgende Rezept nach meinem Geschmack mit den obigen Zutaten aufgepeppt: http://www.kuechengoetter.de/rezepte/Suppen/Kuerbissuppe-mit-Orange-18249.html Das Rezept selbst habe ich natürlich nicht mitgegeben. Rezeptbeigaben sind im Microstock-Bereich nicht üblich oder technisch sogar unmöglich.

Die Bilder sind nun etwas über ein Jahr im Vertrieb. Höchste Zeit mal nachzusehen, ob sich der "Trennungsschmerz" gelohnt hat und wo sich meine "Babys" nun herumtreiben. In dieser Zeit war mein Verdienst 193,55 $ in den 5 wichtigsten Microstock-Agenturen. Die Bilder wurden in dieser Zeit 394 mal heruntergeladen. Pro Download habe ich also ca. 0,49 Cent erhalten.

Ich möchte das hier nicht bewerten, sondern würde mich freuen, wenn ihr mir eure Meinung zu diesem Ergebnis sagt. Viel zu wenig? Angemessen? Erstaunlich hoch?

Nun hat mich aber vor allem interessiert, wie die Bilder verwendet worden sind. Immerhin hatte ich kein Rezept beigegeben. Was machen die Leute nur damit? Produktwerbung? Grußkarten? Die Printlizenzen konnte ich natürlich nicht entdecken, aber die Webnutzungen kann man mit der Google Bildersuche prima finden.

Ich habe euch unten ein paar Screenshots angehängt.

Fazit:

  1. Verbreitung Meine kleine Kürbissuppe hat eine ganz schöne Weltreise hinter sich. Das hat mich nicht überrascht, denn schließlich ist Kürbis ein recht verbreitetes Gemüse. Außerdem könnte man auch eine Karottensuppe o.Ä. darin sehen.

  2. Rezepte Meine Suppe hat Blogger und Redakteure in aller Welt zu spannenden Rezepten inspiriert, die sich auch rasch verbreiten (Supe me karrota dhe patate). Das deutet darauf hin, dass man besonders im Microstock-Bereich Food gut ohne Rezept verkaufen kann. Das gelingt natürlich bei recht allgemeinen Gerichten wie Kuchen oder Suppen oder Lebensmittelaufnahmen oder Getränken besser als bei speziellen und aufwändigen Mahlzeiten, die aus vielen verschiedenen Komponenten bestehen. Hier muss der kreative Kochgeist viele Aspekte wie unterschiedliche Garzeiten, spezielle Techniken etc. bedenken, um ein Rezept dazu zu kreieren. Außerdem wird es meist umgekehrt sein: Jemand hat ein Rezept im Kopf und sucht eine Illustration dazu. Da wird er nicht z. B. nach "Salat mit Granatapfelkernen neben Entenspießchen" suchen, sondern vielleicht nach z.B. "Nudeln mit Pesto" oder "Apfelkuchen mit Sahne".

  3. Verwendung Meine Süppchen dürfen nicht nur Gerichte illustrieren, sondern inspirieren u.a. auch zu einem Farbschema für Designer, werben für Standmixer und werden sogar in Dosen verkauft :-)

  4. "Lebensdauer" Fast 400 Verwendungen in einem Jahr. Unerlaubte Nutzung nicht gezählt, kann man sich sicher sein, dass meine Süppchen keine besonders lange "Lebensdauer" in den Microstock-Agenturen haben werden. Und das liegt nicht daran, dass die Bilder nicht "zeitlos" genug sind - ganz im Gegenteil. Aber irgendwann werden sie so viele Rezepte zieren, dass sie entwertet sind. Wie die Bilder von dem bekannten Microstock-Produzenten Yuri Arcurs, die ich sehr schön und frisch finde, mittlerweile aber auch nicht mehr sehen kann, weil sie mich von jedem zehnten Werbeplakat anlächeln.

Das war für mich eine sehr spannende Reise. Und vielleicht gucke ich in einem Jahr wieder mal nach, wie es meiner Suppe geht.

Wie ist eure Meinung zum Thema Microstock? Als Kunde und/oder Fotograf? Und wenn ihr auch Foodbilder über Stockagenturen anbietet, würden mich eure Erfahrungen - vor allem auch zum Thema Rezepte - interessieren.

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Ein Stockfoto geht um die Welt - Teil II

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Das war der erste Workshop Foodfotografie